Lange Zeit hab ich meine Kette wie jeder andere geölt, mal mit dem Zeuch, mal mit jenem Zeuch. Am Ende des Tages war sie dunkel bis schwarz und unansehnlich. Kein schöner Anblick, da doch der Rest des Bikes eigentlich immer sehr sauber ist.

Was also tun? Kette wachsen?

Inspiriert von einigen Videos im Netz von Usern, die ihre Kette nicht mehr ölen sondern mit einem Wachs-Teflon Gemisch behandeln, beschloss ich, dieses auch mal zu versuchen. Kurzerhand wurden folgende Utensilien bestellt:

Kette säubern – enfetten

Bevor wir die Kette ins heiße Wachs schmeißen können, sollten wir sie vom Schmodder und Dreck befreien. Dafür sind die zwei bis drei Schraubgläser.
Als erstes habe ich die Kette mit einem alten Tuch gesäubert. Anschließend ging es in das erste Glas mit Reinigungsbenzin, hier könnt ihr auch welches von der Tankstelle nehmen.
Die Kette im Glas etwas ruhen lassen, immer mal wieder etwas durch schütteln und sehen, wie die klare Flüssigkeit sich langsam in eine üble und dunkle Suppe verwandelt.
Hier ist sehr viel Schmutz und Dreck runtergekommen, ihr könnt dieses Glas mit einem Kaffeefilter filtern und für eine erste Reinigung ruhig nochmal verwenden.
Neues Benzin ins Glas, den Vorgang so lange wiederholen, bis sich das Benzin nicht mehr verfärbt.

Nun könnte man noch einen Entfetter zwischen packen, ich habe meine Ketten bisher aber immer direkt in das 99% Iso geworfen. Auch hier ruhig länger einwirken lassen, mal schütteln und so lange wiederholen… richtig, bis sich der klare Alkohol nicht mehr farblich verändert. Die Flüssigkeiten könnt ihr aufheben, beschriften wie z.B. Benzin für ersten Gang etc. Wenn die Kette aber einmal gewachst ist, ist die Reinigung etwas entspannter.

Nun nehmt ihr die Kette aus dem Iso Bad und lasst sie kurz abtrocknen. Sie fühlt sich anders an, sie klappert mehr und ist sehr beweglich geworden.

Slow Cooker vorbereiten

Das ist nun der einfachste Teil. Slow Cooker einstecken, auf höchste Stufe stellen und hochheizen lassen. Evtl. noch ein Grill Thermometer parat legen.

Wenn der Wach geschmolzen ist, auf 500gr Wachs bitte 50gr PTFE Pulver unterrühren. Macht dies ruhig in kleineren Portionen, es verklumpt recht schnell. Sobald sich alles gut verteilt hat, kanns weiter gehen. Aber nur als Hinweis, das Pulver wird sich immer wieder absetzen, das ist normal.

Kette Wachsen – rein mit dem Ding!

Die Kette fädel ich auf einen umgebogenen Spieß auf, einfach um das Handling zu vereinfachen. Danach noch das QuickLink Modul mit auffädeln und dann kann die Kette baden gehen.

Legt die Kette erst einmal ruhig in die Flüssigkeit, die Ihr vorher noch kurz durchgerührt habt. Jetzt steigen überall kleine Blasen auf, was uns anzeigt, dass die Kette sich auch im Innenraum mit dem Wachs füllt. Da die Kette kalt war, als sie in das 90°C heiße Wachs kam, sollten wir sie einen Moment ruhen lassen, damit das Metall sich erwärmen kann und das Wachs in jeden Zwischenraum laufen kann. Wie gut das funktioniert, habe ich an einem Stück ungenutzter Kette ausprobiert. Aber schaut selber: Das Wachs ist innen an den Röllchen und auch in den Zwischenräumen gut verteilt. Und genau DA wollen wir es ja haben.

Beim rausnehmen der Kette gibt es unterschiedliche Meinungen:

  • die einen nehmen die Kette heraus, wischen mit einem Tuch das überschüssige Wachs von den Seiten und hängen oder legen sie zur Seite. Ich hänge sie auf, damit sich das Wachs nicht auf eine Seite absetzt.
  • andere wiederum tauchen die Kette in kaltes Wasser, damit der Wachs sofort erstarrt und dort bleibt, wo er hingehört. Das sieht dann aber nicht so toll aus, da sich der Wachs auch an den Seiten festsetzt, wo er eigentlich nicht gebraucht wird. Für‘s MTB nutze ich diese Art gern, da die Kette auch mal nass wird und kein Flugrost sich ansetzt.

Für das Rennrad wische ich die Seiten also ab und lasse die Kette abkühlen.

Was nun? Meine Kette ist nicht mehr flexibel?

Die Kette ist nun steif wie ein Block, was ein gutes Zeichen ist. Der Wachs ist fest und fixiert die Rollen und Kettenglieder. Man kann die Kette jetzt mit Handschuhen über den Daumen oder ein Stück Holz laufen lassen und sie so „aufbrechen“.

Anschließend einfach montieren, die restlichen Wachsflöckchen verliert man einfach während der nächsten Ausfahrt. Diese kann man ganz einfach wegpusten oder mit einem Pinsel entfernen.

Warum nun der ganze Aufwand?

Ich gebe zu, bis hier hört es sich so an, als wäre es ein irrer Aufwand. Eine neue Kette solltet ihr ebenso so behandeln, wie eine gebrauchte, die noch geölt ist.

Wenn die Kette das Wachs einmal aufgenommen hat, und nach 200-400km wieder Nachschub braucht, könnt ihr die Kette mit kochendem Wasser abspülen, und danach einfach wieder neu ins Wachsbad legen, abtropfen und abwischen und wieder montieren.

Der Aufwand der Erstreinigung ist halt etwas aufwendiger. Sollte man aber sowieso tun, denn auch mit Öl sollte die Pampe vom Hersteller runter, die ist nur zur Konservierung gedacht.

Bin ich nun zufrieden?

Kurz gesagt ja – Mein Antrieb sieht aus wie neu, keine fieses Streifen mehr am Bein und auch kein Ölgeruch in der Bude. Und eine frisch gewachste Kette läuft wirklich erstklassig, nicht umsonst hat das Verfahren auch bei den Profis seinen Einzug gefunden.

Noch einige Tipps im Nachgang:

Kette runter, reinigen und wachsen, wieder montieren. Okay das dauert auch etwas.

Mein Ansatz ist nun folgender:

Ich nehme drei neue Ketten, Kettenblätter und Kassette sind noch fast neu. Nun wachse ich alle drei Ketten auf einmal, montiere eine und lege die beiden anderen auf Seite. Sobald ich der Meinung bin, der Wachs ist verbraucht, leg ich einfach eine der nächsten Ketten auf. So verschleißen alle Ketten gleich und auch gleich langsam, und schonen damit auch noch gleichzeitig die anderen Kettenblätter und Ritzel der Kassette, da die Ketten sich nur noch mit dem Faktor 1/3 längen im Vergleich zur Nutzung nur einer Kette. Und es vereinfacht einfach erheblich den Aufwand. Und ganz ehrlich, wenn es Sonntag mittags regnet wie aus Eimern, dann ist die Aktion auch schnell durch und man ist wieder für eine ganze Zeit lang vorbereitet.

Lasst doch mal hören, wie Ihr das so macht: Öl, Wachs? Womit kommt Ihr am besten zurecht.

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