Durch ein YouTube Video eines Radfahrers wurde ich auf eine Schaltgruppe aufmerksam, die gut und günstig sein soll.
Lieferung aber direkt aus China!

Davor hab ich keine Angst, kamen doch viele Teile meiner RC-Heli Teile ebenfalls aus China. Dabei muss es nicht mindere Qualität sein. Oft wird hier am Zwischenhandel und Marketing gespart, was die Produkte ja nicht schlechter macht.

Also auf geht’s und das “kleine” Set bestellt. Der Hacken war nur, ich hatte eine 10-fach Ultegra und die Sensah Empire ist eine 11-fach Gruppe, die mit Shimano und SRAM kompatibel ist, was Ritzel und Kette betrifft, und mit SRAM Umwerfer und Schaltwerken.

Da ich sehr zuversichtlich war, zusätzlich unnötige Kosten aber vermeiden wollte, kaufte ich eine R8000 170mm Ultegra Kurbel neu von Ebay-Kleinanzeigen und eine 11-28 Ultegra R8000 Kassette von einem Bike-Online Handel. Lokal ist ja hier nix zu machen.

Ja und wenn dann einmal alles auseinander ist, ein neues Tretlager kostet weniger als die Zeit, alles noch einmal zu zerlegen und es dann zu tauschen: Also gleich mit neu.
Bis zum Eintreffen der neuen Anlage hatte ich die Shimano R8000 Kurbel mit 10-fach Kette und Kassette gefahren, was aber mächtig klapperte und kein Spaß machte. Und am gleichen Tag klingelte DHL Express.

Schaltgruppe aus China? – Missachtung unter Radprofis

Leider ist es doch immer noch ein stark verbreitetes Vorurteil, dass Ware aus China per se nix taugen kann. Woher kommen Eure Handys noch?

Auch in meinem Bekanntenkreis und Facebook gab es Neugier und rollende Augen zugleich.
Wie kann man nur eine Ultegra gegen was aus China tauschen?

Wartet: Ich zeige Euch wie:

Sensah Empire STI

Erstes Begrabbeln brachte ein: Ohhh, nicht so mega Hochglanz, aber fetter KLICK und doch recht satt und gut verarbeitet. Meine Neugier, gepaart mit Ungeduld war wieder aufgeflammt und ich schon auf dem Weg in die Werkstatt.

Ratzfatz war das Lenkerband runter (nicht geklebt, war neu) und die alte Ultegra demontiert. Zwischenzeitlich, wieder vom Online-Bike Versand, waren neue Schalt- und Bremszüge eingetrudelt. Einmal weil die Alten halt alt sind sind, und zudem auch zu kurz, da die Züge jetzt versteckt laufen. Also keine Wäscheleine wie bei den alten Ultegra STI.
Bestens: direkt auch einen besseren Look!

Sensah Empire Rear Derailor

Der Umwerfer war fast langweilig zu montieren und zu justieren. Das Übliche halt: Anschrauben, High und Low einstellen und dann am Zug die Feinjustierung. Erstes Schalten am noch hochgebocktem Rad: GEIL!

Kurz fühlte ich mich zurück auf dem MTB was eine SRAM hat: Hier war das Schalten ähnlich knackig und satt, mit schönem taktilem Feedback. Sehr schön!

Sensah Empire Front Derailor

Über den Umwerfer hört man hingegen wenig Gutes:
“Schwer, schlecht einzustellen und überhaupt…”
Also beim Thema Gewicht ist bei mir eher körperlich noch mehr einzusparen als am Rad, und die Sensah liegt bei den STI knapp über den Ultegra STI und beim Schaltwerk sogar unterhalb des aktuellen R8000 Schaltwerks. Wenn der Umwerfer nun 10gr mehr wiegt? Macht nix!

Bei der Montage musste ich ein Stück feste Pappe unter die Schelle legen, weil der Anlötpunkt am Rad es sonst nicht möglich gemacht hätte, den Umwerfer gerade zu montieren. Damit kann ich leben, es ist halt ein alter Rahmen. Einzustellen war der Umwerfer aber echt easy. Viel einfacher als der Shimano: High und Low eingestellt, und wohl wissentlich einen Zugadjuster inline mitbestellt. Somit kann ich die Zugspannung vorn am Lenker noch justieren und den Umwerfer genauer einstellen.

Fazit zum China-Schrott?

Kurz: Richtig GEIL!

Etwas länger: Richtig geil, weil:
Jetzt macht Schalten wieder so viel Spaß, wie von einer SRAM X0 gewohnt. Knackig, direkt und ohne Zicken und Schleifen. Ich bin überhaupt nicht enttäuscht und sehr positiv überrascht worden. Leider war es mir erst möglich, zwei Touren damit zu fahren. Diese machten aber richtig Laune und ich konnte mein Rad kaum noch hören.

Sauber und leise lief die R8000 Antriebseinheit (muss man ja fairerweise erwähnen, dass hier Shimano Ritzel und Kassette werkeln) und die Schaltvorgänge wurden sehr präzise vom Chinäse ausgeführt.
Zudem ist mir aufgefallen, dass der Drehpunkt des Bremshebel, im Vergleich zu den 6600 STI, weiter nach oben gewandert war, was das Bremsen auf der oberen STI Griffposition nochmal angenehmer macht.

Zudem find ich die Optik echt gelungen: Weniger “Glanz” als bei Shimano, aber grundsolide Ausführung und keine Wäscheleine mehr, die mich schon immer gestört hat.

Kleine Anekdote: “Angeblich” ist die Sensah Empire eine Gruppe welche von ehemaligen SRAM Mitarbeitern und Entwicklern entworfen wurde, die sich in China niedergelassen haben. Ebenfalls fiel die verblüffende Ähnlichkeit zum SRAM Schaltwerk auf, und das Schaltverhalten am STI ist auch eine Art DoubleTap. Nur mit dem Bremshebel, statt einem dedizierten Schalthebel. Funzt aber super!

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