Vorwort

Wie im Teil 1 schon angesprochen, will ich die Fenix 5 aus meiner Sicht beleuchten und immer wieder kurze Vergleiche zu meiner ehemaligen V800 ziehen. Es ist kein technisches Review mit dem Anspruch jedes Feature abzudecken. Dafür gibt es genug richtig gute Reviews.

Ich spreche hier an, was mich begeisterte oder gestört hat.

Inhalt:

  1. Erster Eindruck
  2. Einrichtung & Garmin Connect
  3. Bedienung
  4. Display
  5. Batterielaufzeit
  6. Tragen im Alltag
    1. Pulsmessung
    2. Stressmessung
    3. Schrittzähler
    4. Kalorien und Ernährung
    5. Schlafanalyse
  7. Mein Fazit nach über einem Jahr

1. Erster Eindruck

Garmin liefert die Fenix 5 in einer quadratischen, silbergrauen Box. Die Uhr präsentiert sich nach dem Öffnen der Verpackung mittig zwischen zwei Schaumteilen.

Die Fenix 5 wirkt gegenüber der V800 massiver, nicht unbedingt viel größer. Die V800 ist 79 Gramm schwer und 12,7 mm hoch. Die Fenix bringt mit 85 Gramm rund 6 Gramm mehr auf die Waage und ist 15,5 mm hoch.

Ich habe nicht die größten Hände, aber die Fenix lässt sich sehr angenehm anlegen und tragen. Das mitgelieferte Silikonarmband (der sapphire edition liegt eins in schwarz und neongelb bei) hat eine schöne Haptik und wirkt nicht billig. Das tat das der V800 aber auch nicht. Vorteil bei Garmin: Bänder lassen sich sekundenschnell tauschen.

Das Gehäuse der Uhr ist aus faserverstärktem Polymer, der Rücken und die Lünette aus Edelstahl und das Glas ist ein sehr hartes, dafür kratzfestes Saphirglas. Dadurch ist das Glas zwar resistent gegen Kratzer, aber was hart ist, bricht in der Regel auch schneller bei Impulsbelastungen.

Wasserdicht sind beide Uhren, die V800 bis 3ATM und die Fenix bis 10ATM. Das sollte in allen Fällen für Schwimmen und andere Wassersportarten ausreichen.

Die Bedienung der Uhr erfolgt über 5 Tasten, welche einen sauberen Druckpunkt haben und zu keinem Zeitpunkt Fragen an der Zuverlässigkeit aufkommen lassen.

Der Herzfrequenzsensor hat 3 grüne “Leuchtquellen” und einen mittig angeordneten Sensor. Die ganze Einheit steht etwas aus dem Edelstahlboden hervor. Allerdings nicht mehr so weit, wie die Fenix 3 oder andere Modelle dies hatten. Beim Tragen absolut kein Problem. Zur Genauigkeit etwas später im Abnschnitt der Sensoren.

2. Einrichtung & Garmin Connect

Bevor es voller Motivation auf die Piste gehen kann, muss die Uhr geladen und eingerichtet werden. Hierfür bietet Garmin die Connect App für die mobilen Geräte an. Um die Uhr über den PC zu synchronisieren ist die Garmin Express App verfügbar.

Ich habe die Einrichtung direkt über mein iPhone 7 durchgeführt. Nach dem Download der App wird die Uhr über Bluetooth gebunden. Dies hat in meinem Falle sofort reibungslos funktioniert. Durch einen Bestätigungscode, den man am Handy eingeben musste, war die Synchronisierung dann autorisiert.

Garmin und Polar gehen bei der Konfiguration der Uhr unterschiedliche Wege. Ich war erst von Polars Ansatz begeistert, dass ich so gut wie alles in der Polar Flow für die Uhr einstellen konnte. Trainingsbereiche, Sportprofile etc. Da ist man wirklich am PC fix mit durch. Nachteil ist aber, dass ohne PC oder Handy unterwegs kaum Änderungen durchgeführt werden können.

Bei Garmin gibt die Connect App der Uhr die Nutzerdaten vor: Alter, Geschlecht, Größe etc. Ebenso werden die Pulsbereiche eingetragen. Garmin bietet hier vier Profile: Generell, Laufen, Schwimmen, Radfahren. Bei Polar konnte jedes Sportprofil eigene Pulsbereiche nutzen. Es stellte sich bei mir schnell raus, die vier reichen mir völlig aus. Laufen, Radfahren -10 Schläge und Schwimmen ebenso noch einmal -20 auf den max. Puls.

Das Synchronisieren der Uhr erfolgt bei der Fenix 5 über Bluetooth und bei der Fenix 5 sapphire über Bluetooth oder WLAN. Beide Übertragungswege synchronisieren Workouts und 24/7 Daten innerhalb von Sekunden. Übertragungsschwierigkeiten wie damals bei Polar gab es bisher keine. Leider war dieser Punkt bei der V800 ein echtes Problem. Teilweise gab es minutenlange Übertragungen bis hin zu Abbrüchen.

3. Bedienung

Beim Einrichten der Sportprofile ist bei der Fenix 5 arbeiten an der Uhr selber erforderlich. Erster Gedanke hier: Wie lange machen das die Tasten mit…
Ich kann hier schon Entwarnung geben: Sie halten!

Einfach gesagt gibt es drei grundlegende Ebenen der Software:

  • Widgets wie Pulsverlauf der 24/7 Messung, Stresslevel, Wetter, verbrauchte kcal. Diese kann man mit den zwei Tasten links unten und in der Mitte durch-switchen. So ist es einfach, die Werte für den Tag einzusehen.
  • Einstellungen der Uhr kann man nach langem Drücken der mittleren linken Taste erreichen. Hier werden Sensoren gebunden, Nutzerwerte eingetragen, Uhrzeit u.s.w.
  • Schnellzugriff auf z.B. Synchronisierung, ausschalten, Tastensperre, Telefon suchen, Nicht-Stören Modus kann mit der linken oberen Taste durch ein langes Drücke aufgerufen werden. Ein kurzes Drücken schaltet die Hintergrundbeleuchtung ein.
  • Sportprogramme startet man mir der Taste rechts oben. Hier öffnet sich eine Übersicht der Sport-Apps wie Laufen, Laufband, Schwimmen, Radfahren oder Cardio. Die Anordnung der Apps kann frei gewählt werden. Ebenso kann jede App eigene Anzeige-Screens definieren. Zum Beispiel beim Laufen einen “Zwei-Zonen” Screen mit Pace und Puls. So kann man mehrere Seiten zum Durchblättern selber gestalten. V800 kann dies über die Flow App, aber es hat sich als sehr vorteilhaft heraus gestellt, auch unterwegs mal einen Screen anzupassen.

Das Bedienkonzept ist also ein etwas anderes als bei Polar oder Suunto, ich persönlich komme nach der Umgewöhnung aber sehr gut damit zurecht. Nach einer Ersteinrichtung ist es möglich, fast alles direkt an der Uhr zu ändern oder einzustellen.

4. Display

Beide Uhren haben ein Display, welches in der Sonne sehr gut abzulesen ist:

  • V800 bietet 128×128 (16.384) Pixel und eine s/w Anzeige
    Die Anzeige der Daten erscheint in weiß auf schwarzem Hintergrund
  • Fenix 5 bietet mit 240×240 (57.600) Pixel auf einem transflektivem Farbdisplay
    Die Anzeige erscheint auf meist hellem Hintergrund und bietet Farbdarstellung z.B. für verschiedene Herzfrequenzzonen.

Beide Displays reagieren ähnlich schnell, sind im Dunkeln auch hintergrundbeleuchtet. Einm Ablesen hat in allen Situationen super funktioniert.

Vorteil der Fenix ist ganz klar das viel hochauflösendere Display mit Farbdarstellung. Je heller es draußen ist, desto strahlender sind die auch die Farben. Die Hintergrundbeleuchtung kann an die Sonnenauf- und untergangszeiten gekoppelt werden. So schaltet sich die Beleuchtung beim Anheben des Armes automatisch ein, wenn es draußen dunkel wird.

5. Batterielaufzeit

Polar V800 Garmin Fenix 5
LiPo-Akku mit 350 mAh LiPo-Akku mit 270 mAh
Akkulaufzeit von bis zu 13 h
bei Training mit GPS und Sensoren
und bis zu 50 h im GPS-Stromsparmodus
Smart-Modus: Bis zu 2 Wochen
GPS-/HF-Modus: Bis zu 24 Stunden
UltraTrac™-Modus: Bis zu 60 Stunden
(ohne Herzfrequenzmessung am Handgelenk)

Die Tabelle zeigt die Herstellerangaben zur Akkulaufzeit. Den Kapazitätwert der Fenix 5 gibt Garmin nicht auf der Website an; dieser wurde im Netz recherchiert.

Beide Uhren sind wirkliche Dauerläufer und haben mich beide nie im Stich gelassen. Eine genaue Analyse überlasse ich den Tech-Reviewern. Aber 7-10 Tage mit je drei Workouts (1-2h) die Woche waren immer drin. Also kein Vergleich zu einer konventionellen Smartwatch wie einer Apple Watch.

Zusammengefasst kann aber gesagt werden, dass das viel höher auflösende Farbdisplay keinen großen Einfluss auf den Akkuverbrauch hat.

6. Tragen im Alltag

Beide Uhren, V800 und Fenix 5 können sich sehen lassen. V800 enttarnt den Täger als sportlich ambitionierten Minimalisten. Denn im Alltag kann die V800 relativ wenig: Zeit und Datum. Durch den fehlenden Pulssensor am Handgelenk, sind die Möglichkeiten etwas eingeschränkt.

Die Fenix 5 sieht eher aus wie eine traditionelle Uhr mit ihrem runden Design. Ebenso lassen sich viele kostenlose Watchfaces aus dem Garmin Store laden, um den Look der Uhr individuell anzupassen. Auch gibt es ein schickes Lederarmband, was auf Grund der Schnellverschlüsse in Sekunden angebracht ist. So kann die Uhr auch bei eine Abendveranstaltung den Träger glänzen lassen. Der Design Award geht hier ganz klar an Garmin.

Bei dem Topic “tragen im Alltag” kann die Fenix 5 die V800 auf ganzer Linie ausstechen. Wobei gleich gesagt werden sollte, dass Garmin KEINE Smartwatch entwickelt hat. Es ist zwar möglich sich kurze Nachrichten anzeigen zu lassen, oder die Nummer und den Namen des Anrufers. Es gibt auch ein Kalender Widget, dass kommende Termine in einer Übersicht zeigt. Fokus liegt aber klar auf den Körperdaten und deren Analyse.

a. 24/7 Pulsmessung

Hier war mein erster Gedanke: Das geht auf den Akku! Hier kann ich direkt alle Skeptiker beruhigen, die 24/7 Messung im Sekundentakt wurde sauber integriert und die angegebenen 10 Tage Laufzeit habe ich schon mehrfach erreicht.

Die Übersicht der Pulsdaten erfolgt in der Connect App auf dem mobilen Gerät. So können Tagesverläufe eingesehen werden. Zudem wird ein Ruhepuls ermittelt und hier sieht man schön, wenn sich eine Grippe oder ähnliches anbahnt. Die Ruhepulswerte waren bei mir dann erhöht.

Garmin hat ein Feature namens MoveIQ eingeführt: Die Uhr erkennt z.B. eigenständig Läufe oder Radfahrten, ohne ein Sportprogramm gestartet zu haben. Diese werden dann so im Tagesverlauf der Pulsmessung angezeigt.

b. Stressmessung

Über die Stressmessung wurde in einigen Foren arg diskutiert.
Diese Daten werden mittels des HR Sensors am Handgelenk über die HFV (Herzfrequenzvariablität) ermittelt. Hier wird zwischen Erholung, wenig/ mittlerer/ und hoher Stress unterschieden. Die Auswertung läuft ebenfalls 24/7 und so kann man einen schönen Tagesverlauf in der Connect App sehen.

Anfangs waren diese Werte bei mir exorbitant hoch. Die Meinung einiger Nutzer im Netz war, die Uhr zurückzusetzen und dann würden die Werte passen. Ich wollte die Arbeit nicht auf mich nehmen, und nach einem Neustart zeigte die Fenix 5 ähnliche Werte, die auch meine körpereigenen Sensoren übermittelten. Sprich: Gefühlte Stresslage und Uhrmessung waren zumindest ähnlich.

Auch bei dieser Auswertung erkennt man sehr schnell, wenn der Körper mit anderen Dingen zusätzlich gestresst wird; Erkältung, hartes Training etc.

Man kann über Sinn und Unsinn dieser 24/7 Werte sicher streiten, für mich haben sie aber ein zusätzliches Kontrollinstrument ergeben. Ich möchte sie nicht mehr missen.

c. Schrittzähler

Hier brauch ich sicher nicht all zuviel zu sagen. Es werden die Schritte über den Tag gezählt und in der Tagesübersicht angezeigt.

Ein Hinweis an alle Eltern, die noch einen Kinderwagen des öfteren durch die Gegend chauffieren: Das kann der Schrittzähler nicht mehr handeln. Sobald die Hand am Kinderwagen liegt, sind akkurate Schrittzahlen nicht mehr zu erwarten. Abhilfe wäre hier eine “Wandern-Aktivität” zu starten, die wiederum aber mehr Akkuverbrauch aufgrund des aktivierten GPS nach sich zieht.

Zudem wird die Tagesaktiviät auch zur Berechnung der aktiven Kalorien genutzt. Grundumsatz und aktive Kalorien lassen einen Überblick über die Kalorienbilanz zu. Für Leute, die abnehmen möchten, ein sinnvolles Instrument, wenn auch sicher nur ein Richtwert.

d. Kalorien und Ernährung mit MyFitnessPal

Wie im Punkt über den Schrittzähler schon erwähnt, kann die Fenix 5 auch bei der Ernährung behilflich sein. Eine Verbindung zum Portal MyFitnessPal ist schnell hergestellt. Dort wird der Grundumsatz anhand von Geschlecht, Gewicht und Größe ermittelt oder manuell eingegeben. Diesen Wert ebenso wie das aktuelle Gewicht übernimmt Garmin ins Connect und errechnet so für den Tag die verbrauchten Kalorien. Dafür ist der Handgelenkssensor unerlässlich. Puls und Schritte zusammen mit den Sportaktivitäten ergeben die Tagesbilanz.

Wird im Portal MyFitnessPal die Ernährung ebenfalls eingegeben, zeigt die Uhr in einem Widget, wie der aktuelle Stand am Tag ist, wieviele Kalorien noch übrig sind. Sehr schön gelöst, Garmin!

e. Schlafanalyse

bieten beide Modelle. Hier werden die Schlafphasen und bei der Fenix zusätzlich die Bewegung im Schlaf angezeigt. Seit der Version 9.xx ist bei der Fenix noch die REM Schlafphase dazu gekommen. Für mich ein nettes Gimmick, aber über Wochen und Monate sieht man recht schön, wie lang man im Durchschnitt geschlafen hat.

7. Mein Fazit nach über einem Jahr

Ich habe auf den V800 Nachfolger gehofft und ich hatte mich bei Polar im Flow immer wohl gefühlt. Auch hat die V800 jedes Training sauber getrackt und begleitet. Es gab “eigentlich” keinen wirklichen Grund zu wechseln. V800 ist eine Sportuhr und das durch und durch.

Aber wie Eingangs schon erwähnt. Das Bessere ist des Guten Feind.

Durch die Recherche nach einer Uhr für meinen Bruder habe ich das Feld neu aufgerollt und mich intensiver mit dem derzeitigen Angebot beschäftigt.

Garmin bietet mit der Fenix 5 ein Produkt, was der V800 scheinbar um Jahre voraus ist. Dies soll kein V800 Bashing sein, aber objektiv gesehen hat Polar bei dem Flaggschiff einfach den Anschluss verpasst. Ebenso ist Garmins Connect Online Portal viel umfangreicher und es können angepasste Übersichtsseiten erstellt werden, mit genau den Informationen, die ich auf einen Blick haben möchte.

Die Fenix 5 gibt mir als technisch affinem Sportler genau das, was man eigentlich nicht unbedingt braucht, aber doch gerne nutzt. Sei es Pulsmessung über 24/7, Stress- und Schlafanalyse und den Namen eines Anrufer, wenn mein Handy gerade nicht griffbereit ist.

Sportliche Aktivitäten hat die Fenix 5 ebenso wie die V800 sauber aufgezeichnet. Es gab über die ganzen Firmware Updates nicht einen Ausfall oder Aussetzer. Von Version 4 bis zur aktuellen 9.2 hab ich mich nie über ein instabiles System beschweren müssen.

Öfters angesprochen wird die GPS Genauigkeit: Hier ist lt. wissenschaftlich geführten Messungen die V800 der unangefochtene Spitzenreiter. Man sollte aber bedenken, dass das GPS System auch bei anderen Geräten eine Genauigkeit im 4 bis 10m Bereich bietet; Bäume im Wald oder Häuserfronten die Sache auch nicht unbedingt verbessern. Eine 100% Genauigkeit kann hier wohl keine Uhr bieten. Für mich also kein Grund, die Fenix deswegen nicht zu nutzen.

Würd ich sie wieder kaufen: Auf jeden Fall.
Die Garmin ist zwar ein gutes Stück teuerer, bietet aber auch so viel mehr als die V800 von Polar. Hier muss aber jeder für sich entscheiden, was ihm wichtig ist.

Ausblick

Im nächsten Teil gibt es den Vergleich zur neuen Fenix 5+, wesentliche Neuerungen und ob ein Upgrade lohnt?!

Zudem stelle ich die verschiedenen Sensoren und Gurte kurz vor; spreche auch hier den Vergleich zu denen von Polar kurz an.